Rezension: Winterhonig von Daniela Ohms


"Winterhonig" erzählt von einer lebensgefährlichen Liebe in einer archaischen, grausamen Welt, die noch gar nicht so lang Geschichte ist. Inspiriert von den Erlebnissen ihrer eigenen Großmutter, lässt uns Daniela Ohms die Zeit des Zweiten Weltkriegs aus Sicht der Landbevölkerung erleben: Das harte, entbehrungsreiche Leben, das Mathilda als zehntes Kind eines Bauern führt; die Anstrengungen, die der junge Karl unternimmt, um seine Abstammung vor den Nazis geheim zu halten; die Liebe der beiden, die nicht sein darf, bringt sie Mathilda doch in große Gefahr; die Schrecken des Krieges, der drohende Tod durch Bomben oder Verrat. Und über allem die Hoffnung.


Mein Mann schaut regelmäßig Dokumentationen über den Zweiten Weltkrieg. Ich schaue da selten mit, denn diese sachlichen und kalten Dokumentationen mag ich nicht, und die Bilder, die oft gezeigt werden, finde ich furchtbar. Dafür habe ich für mich Filme und Bücher entdeckt, die eine Familiengeschichte zeigen. Eine Geschichte, die zeigt wie es einer Familie im Krieg geht. Welche Gefühle sie durchlebt haben, welche Schicksalsschläge sie erlitten haben. Solche Geschichten bringen mich vielmehr dazu nachfühlen zu können, verstehen zu können wie Krieg ist und wie er erlebt wird.

Das Buch "Winterhonig" erzählt solch eine Geschichte. Ich war von der ersten Seite an gefesselt und konnte mich zum Leidwesen meiner Familie nicht lösen. Der Schreibstil und die bildhaften Darstellungen faszinieren und ziehen den Leser mitten ins Geschehen. Einige Situationen habe ich wiedererkannt. Meine Uroma, die den Krieg erlebte, hatte 7 Kinder. Da war vieles nicht einfach, und sie musste sehr streng sein, um zu überleben. Das war für die Kinder natürlich schwer zu verstehen.

Die Gefühle der handelnden Personen sind für mich authentisch und ich kann mich deswegen in sie hineinfühlen. Das Buch ist gut recherchiert, das kann man im Nachwort auch nochmal nachlesen und einige Sachen habe ich auch noch dazulernen können. Ich habe zum Beispiel noch nie etwas darüber gehört, dass den Soldaten Chrystal Meth gegeben wurde, damit sie ihre Angst verlieren und Energie und Mut haben. Nachwirkungen waren ja egal, wenn sie eh bald sterben. Außerdem war für mich der zweite Weltkrieg immer gleichbedeutend mit der Vernichtung der Juden. Durch das Lesen des Buches ist mir erst wieder bewusst geworden, dass auch Sinti und Roma (Zigeuner), Behinderte und Kranke selektiert wurden. Alle Menschen, die laut Nazi-Regime minderwertig waren und deswegen kein Recht auf Leben hatten.

Das Buch hat mich den Weltkrieg noch mehr verstehen lassen, und wenn ich an die heutige Situation mit den Flüchtlingen denke, dann sehe ich leider wieder Parallelen. Das macht nachdenklich und traurig. Während ich diese Rezension schreibe schaut mein Mann wieder eine Dokumentation und ich merke, dass ich jetzt mehr Interesse dafür habe.

Mein Fazit:

Eine wundervolle, fesselnde und authentische Geschichte.Eine verbotene Liebe mitten im Zweiten Weltkrieg. Ein sehr empfehlenswertes Buch !



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